„Im ersten Buch über die wooden cloud in Saarbrücken standen die Wünsche im Vordergrund. Jetzt sind es die Menschen selbst“
Martin Steinert
Im Sommer 2016 war St. Petersburg die zweite Station der wooden cloud. Eingebunden in das White-Night-Art-Festival baute Martin Steinert eine begehbare Installation in den Park der Russischen Akademie der Künste.
Die St. Petersburger Bevölkerung hat das Projekt sehr interessiert angenommen und mit mehr als dreitausend aufgeschriebenen Wünschen aktiv begleitet. Eine starke Präsenz in den Zeitungen und mehreren regionalen und landesweiten Fernsehsendungen verhalfen dem Projekt zu großer Popularität.
Wie schon bei der Saarbrücker wooden cloud entstand auch in St. Petersburg ein Buch zum Projekt mit dem Titel: Ich wünsche die Magie der Vögel zu beherrschen – wooden cloud St.Petersburg
von Nicole Baronsky-Ottmann
Was in der Johanneskirche begann, ging für ein Festival in St. Petersburg weiter: Dort schuf der Saarbrücker Bildhauer eine weitere wooden cloud. Jetzt ist Steinerts Kunst-Idee reif für die Reise nach Berlin.
Das Buch Ich wünsche, die Magie der Vögel zu beherrschen, das am Mittwoch in der Johanneskirche vorgestellt wurde, dokumentiert seine Kunstaktion in St. Petersburg. Martin Steinert hat 2015 eine beeindruckende und viel beachtete Holzskulptur in der Johanneskirche gebaut. Sie bestand aus Holzlatten, auf die Saarbrücker ihre Wünsche geschrieben hatten. Daraus baute Martin Steinert eine wooden cloud – Architektur der Wünsche, eine große, wolkenförmige, schwebende Skulptur im Chor der Johanneskirche. Die Skulptur sollte nur temporär existieren.
Eine weitere Idee der Kunstaktion war, sie auch in anderen Städten und europäischen Metropolen entstehen zu lassen. Und dieses organisatorische und logistische Meisterwerk ist Martin Steinert gelungen. Er hat in den Monaten Juli und August eine weitere wooden cloud in St. Petersburg gebaut. Wie die Skulptur dort aussah, wie sie die Menschen in ihren Bann zog und was für Erfahrungen Martin Steinert in St. Petersburg sammelte, das kann man sich nun in der neuen Dokumentation anschauen. Auf über 100 Seiten sind ausdrucksstarke Fotografien von André Mailänder zu sehen, der die Projekte von Martin Steinert mit der Kamera begleitet und ebenfalls in St. Petersburg war. „Es war eine außergewöhnliche Aktion in einer tollen Stadt. Ich war ganz berauscht davon“, erzählt der Saarbrücker Fotograf. Das Überraschende an dem Buch sind auch die (recht umfangreichen) Texte von Martin Steinert selbst. Denn der Künstler hat seine Erfahrungen und seine Eindrücke, die er während der Entstehung der Skulptur im Park der altehrwürdigen Russischen Akademie der Künste gesammelt hat, tagebuchartig festgehalten.
„Im ersten Buch über die wooden cloud in Saarbrücken standen die Wünsche im Vordergrund. Jetzt sind es die Menschen selbst“, sagt Steinert. Und so erfährt der Leser von der Hilfsbereitschaft der Einheimischen, vom autoritären Kunstprofessor, der zwar kein Wort sagte, ihm aber jeden Tag eine Tasse Tee anbot, oder von den Kunststudenten, die sich dem Saarbrücker Künstler nur zaghaft näherten. Die Texte werden von André Mailänders Fotografien ergänzt. Dort sieht man neben der Skulptur, wie kleine Kinder mit den Holzlatten spielen, wie Menschen die Holzlatten der fertigen Skulptur beschriften und einfach auch, wie schön St. Petersburg ist. Im nächsten Jahr ist eine „wooden cloud“ in Berlin geplant, dann hoffentlich auch begleitet von solch einer beeindruckenden Dokumentation.
Martin Steinert und André Mailänder: Ich wünsche die Magie der Vögel zu beherrschen, wooden cloud, St. Petersburg.
Erhältlich in der Johanneskirche, im KuBa – Kulturzentrum am EuroBahnhof und den Buchhandlungen Bock & Seip und „Der Buchladen“.