Kunst zum Zugucken und ein bisschen auch mitmachen, wenn die Wünsche, Ängste, Hoffnungen und Gedanken der Vorbeikommenden auf die Dachlatten geschrieben werden.
Aus dem Online-Magazin inFranken.de vom 16. Mai 2022
Erst sägt er – dann schraubt Martin Steinert. Solange, bis die Dachlattenstücke verbunden sind – dann sägt er wieder. Tagelang. Am Breitbach in Marktbreit. Noch die ganze Woche über, bis Freitag. Und so nach und nach entsteht dabei eine Skulptur, eine in sich gedrehte Welle, die mit dem Wasser im Bach spielen wird.
Der Saarbrücker Künstler war bei einem Besuch in Marktbreit fasziniert vom Schauspiel am Breitbach: Das meist ruhig fließende Gewässer am Rathaus kommt in Rage, wenn ein Schiff auf dem nahen Main vorbei fährt: Erst wird das Wasser aus dem Bach gezogen, dann kommt die Welle mit Kraft zurück, was er mit einer großen Holzkonstruktion über dem Bach symbolisieren wird.
Und es passt ins Konzept der Arbeiten Steinerts, der aus Dachlatten große Skulpturen schafft. Seit einigen Jahren gibt es dazu das Projekt „Wooden Cloud“, also Holzwolke. Begonnen hatte es 2015 in seiner Heimatstadt Saarbrücken, damals noch in einer Kirche. Von da aus wanderte die Wolke weiter und veränderte sich: Das Projekt „Wooden Cloud“ findet seitdem immer nur in einer Metropole in einem Land statt. Einer begehbaren Installation in St. Petersburg folgte Berlin, Paris, Ramallah in der Westbank, Prag, Tirana und zuletzt Dakar.
All diese Werke sind, wie auch das in Marktbreit, in der Öffentlichkeit entstanden. Wer möchte, der kann also in Marktbreit am Breitbach, gleich nach der Fußgängerampel zum Lagerhaus, vorbeischauen und direkt bei der Entstehung eines Kunstwerks dabei sein. Und nicht nur zuschauen, auch reden, denn Steinert ist offen für alle Besucherinnen und Besucher. Und die können zudem ihre Wünsche Hoffnungen, Ängste und Gedanken auf die Dachlatten schreiben, ehe diese verbaut werden.